Montag, 24. Oktober 2016

Kurzzeitpflege wird erstes Opfer der NRW-Pflegepolitik

bpa warnt: Kapazitäten für 100.000 pflegebedürftige Menschen werden in naher Zukunft verschwunden sein



„Wenn pflegende Angehörige vielerorts in NRW künftig keine Kurzzeitpflegeplätze mehr finden, haben dies Landtag und Landesregierung mit ihrer Pflegepolitik direkt zu verantworten.“ Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Christof Beckmann, warnt vor einem weiteren Abbau der Kurzzeitpflegeplätze in stationären Pflegeeinrichtungen. „Fast die Hälfte der 7.500 sogenannten eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze in Nordrhein-Westfalen ist bereits in den letzten Jahren verschwunden und durch dringend benötigte Dauerpflegeplätze in den Pflegeheimen ersetzt worden.“ 

Familien gehen wichtige Entlastungsmöglichkeiten verloren


Dieser Trend werde anhalten und sich weiter verschärfen, weil überall vollstationäre Pflegeangebote spürbar fehlen werden. „Damit gehen den Familien, die ihre Verwandten zu Hause versorgen, wichtige Entlastungsmöglichkeiten verloren. Die NRW-Landesregierung schadet damit genau den ambulanten Strukturen, die sie angeblich stärken will.“ Kurzzeitpflege wird zum Beispiel in Anspruch genommen, wenn pflegende Angehörige selbst krank werden, einen Urlaub planen oder beruflich besonders eingespannt sind. Für bis zu acht Wochen im Jahr können zu Hause versorgte Pflegebedürftige dann vorübergehend in eine stationäre Pflegeeinrichtung einziehen. 

„Diese Plätze befinden sich aber fast alle in genau den Pflegeheimen, denen die Landesregierung gerade den Saft abdreht“, erklärt Beckmann. Die stationäre Pflege in NRW leidet unter einem Bettenabbau aufgrund einer vorgeschriebenen Quote von Einzelzimmern, unter unsicheren Finanzierungsbedingungen und zunehmender Behinderung durch kommunale Bedarfssteuerung. Gleichzeitig komme die politisch gewollte Einrichtung ambulant betreuter Wohngemeinschaften mit weniger als 6.000 bisher geschaffenen Plätzen nicht richtig in Gang, und auch die Tagespflegeeinrichtungen decken nicht annähernd den flächendeckenden Bedarf. 

„Damit entwickelt sich der rigide Kurs der Landesregierung zulasten der stationären Pflege zunehmend zu einem Desaster auch für die Unterstützungsstrukturen von ambulant versorgten Pflegebedürftigen und deren Angehörigen“, so der bpa-Landesvorsitzende Beckmann. „Das muss Pflegeministerin Steffens den Betroffenen erklären, wenn nicht schnell gegengesteuert wird.“

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