Dienstag, 20. September 2016

60 Prozent der pflegenden Angehörigen von Demenzkranken wünschen emotionale Unterstützung

Onlineangebot berät in Krisensituationen


www.pflegen-und-leben.de

Einen Menschen mit Demenz zu betreuen, ist eine immense Herausforderung für pflegende Angehörige: Fast zwei Drittel von ihnen (60 Prozent) wünschen sich dabei emotionale Unterstützung. Das zeigt die Pflegestudie der Techniker Krankenkasse (TK). Der Wunsch nach emotionaler Unterstützung wurde noch häufiger genannt, als jener nach Hilfe bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten oder organisatorischen Aufgaben. Darauf weist die TK anlässlich des Welt-Alzheimertages während der Demenzwoche am kommenden Mittwoch hin. Die TK unterstützt als Kooperationspartner das Online-Beratungsangebot www.pflegen-und-leben.de, das pflegende Angehörige berät.

"Emotionale Unterstützung kommt für Pflegende Demenzkranker auch deshalb oft zu kurz, weil die Erkrankung mit der Zeit immer mehr Betreuung und Begleitung einfordert. Permanent für jemanden da zu sein, dessen Wesen sich stark verändert, kann belasten und sozial isolieren", erläutert TK-Pflegeexperte Georg van Elst.

Bei seelischen Belastungen können sich pflegende Angehörige an das Online-Portal wenden. Besonders geschulte Psychologen beraten im schriftlichen Austausch bei Sorgen und Problemen im Pflegealltag. Die Beratung ist auch anonym möglich und für die Betroffenen kostenlos. Neben konkreten Entlastungsvorschlägen erarbeiten die Berater gemeinsam mit den Betroffenen individuelle Wege, die Pflegeaufgabe zu bewältigen.

Die Beratungswünsche der Pflegenden von Demenzkranken machen rund ein Drittel aller Anfragen aus. Wichtig sei für sie das Verständnis der Krankheit, erläutert Projektleiterin Imke Wolf: "Auch wenn es banal klingt, man muss erstmal verinnerlichen, dass Demenz als hirnorganische Erkrankung die Psyche und das Verhalten verändert. Ein Erkrankter kann also keine Verantwortung für anstrengendes Tun und Handeln übernehmen. Es ist ein Lernprozess, ihnen dafür nicht die Schuld zuzuweisen.“ Auch Aggressionen können in diesem Zusammenhang auftreten. Während körperliche Gewalt selbst eher die Ausnahme sei, komme es jedoch häufiger zu deren Vorstufen, wie unwirschen Reaktionen oder dauerhaftem Genervtsein, so Wolf.

Auch in der Pflegestudie gab mehr als jeder Fünfte (23 Prozent) der Pflegenden von Demenzkranken an, der Umgangston sei häufig gereizt oder aggressiv - gegenüber nur 13 Prozent der Pflegenden von Menschen ohne Demenz.

Zur Entspannung kann laut Wolf auch das Umfeld entscheidend beitragen: "Jeder hat in seinem Umfeld einen Pflegefall - hier gilt es, konkret Hilfe anzubieten und nicht erst auf die Bitte um Unterstützung zu warten. Pflege darf nicht auf den Schultern eines Einzelnen lasten." Laut der Studie muss nahezu jeder Fünfte (18 Prozent) die Pflege eines Demenzkranken alleine leisten.
Hinweis zur Methodik
Im Auftrag der TK hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Juli und August 2014 insgesamt 1.007 pflegende Angehörige in persönlichen Interviews befragt. Die Studie "Pflegen: Belastung und sozialer Zusammenhalt. Eine Befragung zur Situation von pflegenden Angehörigen" ist in der Reihe "WINEG Wissen" erschienen.

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