Montag, 21. April 2014

Kassen machen Pflegebedürftigen das Leben schwer

2013 leistete Deutsche Stiftung Patientenschutz 28.200 Mal Hilfe

Foto: Kurt F. Domnik - pixelio.de

Über 110 Mal pro Arbeitstag suchten Pflegebedürftige, Angehörige und Interessierte im vergangen Jahr Rat bei der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

28.200 Mal konnte Hilfesuchenden an den Standorten Berlin, Dortmund und München geholfen werden. Damit stieg die Zahl der Kontakte in den vergangenen fünf Jahren um knapp 15 Prozent.

Der Ärger mit Krankenkassen ließ viele Menschen zum Hörer greifen.

Anstieg auch bei den Patientenschutzberatungen


Die Zahl der Patientenschutzberatungen stieg in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 50 Prozent auf 2.300 Gespräche. Hierbei handelt es sich um Krisenfälle. Anlass war häufig der Ärger mit Krankenkassen. Der Grund: Viele Kassen wollten notwendige Heil- und Hilfsmittel nicht bezahlen. 

Das Spektrum war breit: Pflegebedürftigen wurden Reha-Maßnahmen immer wieder abgelehnt, Gehbehinderte mussten um einen individuellen Rollstuhl kämpfen und Kranken wurde Sauerstoff verweigert. "Das alles hat System", sagt Vorstand Eugen Brysch, "man erkennt deutlich, wie restriktiv die Kassen mit ihren Mitgliedern umgehen. Sie machen alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen das Leben noch schwerer."

In einigen Krisenfällen mussten die Berater soger direkt eingreifen. "Wir gehen auch in die Krankenhäuser, Pflegeheime und nach Hause", so Brysch. "Häufig reagieren die Kassen, Krankenhäuser, Ärzte und Pflegeanbieter schon, wenn sie merken, dass die Betroffenen nicht allein dastehen", sagte Brysch. Dann werden falsche Entscheidungen bei der Pflegestufe revidiert und Behandlungen möglich gemacht, die zuvor verweigert wurden.

Kummer bereitet das Gesundheitssystem vielen Patienten auch auf andere Weise: Lange Wartezeiten auf Facharzttermine, Fragen zu den Pflegestufen, Missstände in der ambulanten und stationären Pflege sowie Verständigungsprobleme mit ausländischen Pflegekräften und Ärzten ärgert viele Anrufer. "An den Defiziten, die wir seit Jahren beobachten müssen, hat sich so gut wie nichts geändert", so Brysch.

17 Prozent mehr Beratungen zu Patientenverfügungen


Immer mehr Menschen möchten in gesunden Zeiten verbindlich regeln, wie sie im Falle einer schweren Krankheit behandelt werden wollen - und wie nicht. "Der Informationsbedarf ist ungebrochen hoch", weiß Brysch. Die Zahl der Kontakt zu diesem Thema stieg in den vergangenen fünf Jahren um 32 Prozent auf 10.300. Damit drehte sich mehr als jede dritte Anfrage am Patientenschutztelefon um das Thema Patientenverfügung.

Das Patientenschutztelefon ist für Ratsuchende kostenfrei. Die Stiftung verzichtet im Interesse der Unabhängigkeit auf öffentliche Zuschüsse.

Hilfe am Patientenschutztelefon gibt es in Berlin (030 - 2 84 44 84 0), in Dortmund (0231 - 73 80 73 0) und in München (089 - 20 20 81 0).

Hintergrund


Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer und der öffentlichen Hand.

Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer.

Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umstzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an.

Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.

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