Donnerstag, 6. März 2014

Demenz – eine Herausforderung mit unzureichenden Lösungen

In Tansania kennt man keine Erscheinungen der Altersdemenz 


Das Thema Demenz stand bei dem Vortrag von Reimer Gronemeyer am Donnerstag im Vordergrund. Mehr als 100 Teilnehmer folgten den Worten des 74-jährigen Theologen und Soziologen, der erst vor zwei Tagen von einer Forschungsreise aus Tansania zurückgekehrt war. Dort kenne man im Übrigen keine Erscheinungen der Altersdemenz, da älteren Menschen eine größere Bedeutung innerhalb der Gesellschaft beigemessen wird, als dies in Deutschland der Fall sei.

Reimer Gronemeyer hinterfragt kritisch die Gründe für die Entwicklung der Zahl der Demenzkranken in Deutschland. Er plädiert dafür, Einschränkungen des Gedächtnisses als Zustand des Alterns stärker zu akzeptieren. Bei nachlassenden Funktionen des Sehens oder des Hörens sei dies allgemein anerkannt.

Dagegen wird die Altersdemenz als Krankheit eingeordnet, was zu einer Heilungsaussicht führt, die es nicht gibt. Medikamentenmissbrauch sei zudem eine weitere mögliche Ursache für einen Teil der Demenzerkrankten. Wenn über 70-jährige sechs bis sieben Medikamente am Tag einnehmen, von denen Verwirrtheitszustände einer der aufgeführten Nebenwirkungen seien, dürfe diese These nicht außer Acht gelassen werden. 

Auch das gesellschaftliche Bild muss sich verändern


Jemand der früher als „tüddelig“ bezeichnet wurde, erhält heute die Alzheimer-Diagnose, was vielleicht daran liege, dass ihr altersbedingter Zustand nicht in die moderne Jugend- und Leistungsgesellschaft passe. Stattdessen „bringe jede Zeit die Krankheiten und Leiden hervor, die zu ihr passen«, zitiert er Egon Friedel.

Ältere Menschen machen die Erfahrung, dass das was sie gelernt haben, nichts mehr bedeute und sie nicht mehr gebraucht werden. Die zunehmende Anzahl alleinlebender älterer Menschen unterstreicht dies und stellt Herausforderungen an die Gesellschaft, für die es zum jetzigen Zeitpunkt keine Lösungen gibt.

Dabei kann jeder einzelne in seinem Umfeld ein kleines Stückchen Sensibilität entwickeln und einen kleinen Teil dazu beitragen, die Hilflosigkeit älterer Menschen abzumildern und Angehörige zu entlasten.

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