Donnerstag, 30. Januar 2014

Steigende Eigenanteile, die privat zur Finanzierung der Pflege aufgebracht werden müssen

Der Pflegereport der BARMER GEK gibt einen Überblick über aktuelle und langfristige Entwicklungen in der Pflege

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"Es zeigt sich ein Trend hin zu professioneller Versorgung. Besonders stark sind die ambulanten Pflegedienste gewachsen", so Prof. Dr. Rothgang. Sie haben 2012 fast 23 Prozent der pflegebedürftigen Menschen betreut – so viele wie nie zuvor. Dagegen stagnierte der Anteil der Heimpflege in den letzten Jahren und sank zuletzt leicht auf 28,8 Prozent. Dementsprechend sind die Personalkapazitäten in der ambulanten Pflege zwischen 1999 und 2011 mit 64 Prozent schneller gewachsen als die Zahl der Betten in Pflegeheimen, die um 36 Prozent zugenommen hat. Rothgang: "Hier scheint der Grundsatz ‚ambulant vor stationär’ reale Wirkung zu zeigen."

Erneut gestiegen sind nach Berechnungen der Bremer Wissenschaftler die Eigenanteile, die privat zur Finanzierung der Pflege aufgebracht werden müssen. 


So standen im Jahr 2011 Versicherungsleistungen in der stationären Pflege von 1.023 Euro in Pflegestufe I einem Eigenanteil von insgesamt 1.380 Euro gegenüber. 2009 hatte der Eigenanteil bei gleich hohen Versicherungsleistungen durchschnittlich 1.351 Euro betragen. In der Pflegestufe III fallen die gesamten Eigenanteile mit 1.802 Euro noch höher aus (2009: 1.791 Euro). Die Versicherungsleistungen waren hier allerdings von 1.470 Euro im Jahr 2009 auf 1.510 Euro im Jahr 2011 gestiegen. Im Pflegereport 2012 hatte die BARMER GEK erstmals Zahlen zu lebenslangen Pflegekosten präsentiert. Demnach müssen Frauen mit durchschnittlich 45.000 Euro privaten Kosten rechnen, Männer mit 21.000 Euro.

Fakten aus dem BARMER GEK Pflegereport 2013


  • Die Zahl Pflegebedürftiger ist mit 2,5 Millionen (2013) auf einem neuen Höchststand und wird bis 2050 auf 4,5 Millionen steigen. Wesentliche Ursache ist der demografische Wandel. Es gibt große regionale Unterschiede. So wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 in Brandenburg um 72 Prozent steigen, in Bremen nur um 28 Prozent. Im Bundesdurchschnitt wird ein Plus von 47 Prozent erwartet.
  • Blickt man auf das gesamte Leben, verbringen Männer im Durchschnitt 16 Monate in Pflege, Frauen 32 Monate. Wenn allein die pflegebedürftigen Menschen berücksichtigt werden, verdoppelt sich die Pflegezeit bei den Männern und liegt bei den Frauen um die Hälfte höher.
  • Die Eigenanteile bei Pflegeleistungen steigen weiter. Grund dafür ist die bis 2008 fehlende und seither unzureichende Dynamisierung der Leistungen. Dies führt in der stationären Pflege dazu, dass der insgesamt aufzubringende Eigenanteil die Pflegeversicherungsleistungen in allen Pflegestufen deutlich übersteigt. Dies gilt auch bei den rein pflegebedingten Kosten, die ursprünglich vollständig von der Versicherung übernommen werden sollten. Hier betragen die Eigenanteile je nach Pflegestufe zwischen monatlich 346 Euro und 760 Euro.
  • Die Inanspruchnahme zusätzlicher Betreuungsleistungen – von denen vor allem demente Menschen profitieren – hat erfreulich deutlich zugenommen. Die Zahl der Fälle stieg von 65.000 im 3. Quartal 2008 auf gut 200.000 im 2. Quartal 2012. Auch hier spiegelt sich die zunehmende Bedeutung ambulanter Pflegedienste wider. Wo sie im Spiel sind, werden deutlich mehr zusätzliche Betreuungsleistungen abgerufen (21 vs. 7 %).
  • Angehörigenpflege ist weiterhin hauptsächlich Sache der Frauen. Gemäß Eigenauskünften pflegen 2,2 Millionen der Frauen einen Angehörigen (6,2 Prozent aller Frauen über 16 Jahren); hingegen entsprechen die 1,3 Millionen pflegenden Männer nur 4 Prozent aller über 16-jährigen Männer.
  • Die Finanzentwicklung der Sozialen Pflegeversicherung ist seit fünf Jahren positiv. 2012 standen Einnahmen von 23 Milliarden Euro Ausgaben von 22,9 Milliarden Euro gegenüber. Zuletzt hatte es 2007 einen negativen Saldo in der Pflegekasse gegeben. Der Mittelbestand der Pflegeversicherung belief sich Ende 2012 auf 5,55 Milliarden Euro
Den kompletten BARMER GEK Pflegereport 2013 (4 MB) können Sie hier herunterladen.

Abgesehen davon, dass sowieso die meisten Menschen im Alter in ihrer vertrauten Umgebung, ihrem zuhause bleiben möchten, sorgen die immer weiter steigenden Eigenbeteiligungen bei einem Heimaufenthalt für große Sorgen bei den Betroffenen und deren Angehörigen.

24 Stunden Pflege zuhause als Alternative zur Heimunterbringung


So ist es nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Betroffene mit Alternativen beschäftigen. So verzeichnet die gelko Pflegevermittlung eine verstärkte Nachfrage nach osteuropäischen Pflegekräften und Haushaltshilfen für die 24 Stunden Pflege und Betreuung zuhause.

Hierbei wohnt die Betreuerin im Haushalt der zu versorgenden Person, womit die bestmögliche Betreuung gewährleistet ist.

Weitere Informationen zur 24 Stunden Pflege und Betreuung zuhause erhalten Sie bei der gelkoPflegevermitllung.

Dienstag, 28. Januar 2014

Deutschland tut sich mit der Pflege schwer!

Mit jeder Pflegereform, die wir in den vergangenen Jahren erleben durften, hat sich die berufliche Situation für die Pflege eher verschlechtert

Danke fürs Foto an LieC / pixelio.de
In der Eröffnungsveranstaltung des ersten Deutschen Pflegetags in Berlin wies Professor Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip), darauf hin, dass sich nach vorliegenden Zahlen und Fakten Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders schwer tut mit der Modernisierung der professionellen Pflege. 

In Deutschland ist der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt


So ist in Deutschland der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt. Zugleich sind die öffentlichen Investitionen in die Pflege verglichen mit den meisten west- und nordeuropäischen Ländern deutlich geringer. Die Arbeitsbedingungen sind deshalb hierzulande vergleichsweise schlecht, die Vergütungen zu gering. „Mit jeder Pflegereform, die wir in den vergangenen Jahren erleben durften, hat sich die berufliche Situation für die Pflege eher verschlechtert“, so Weidner. 

Weidner zeigte er sich skeptisch, ob die angekündigten Vorhaben der neuen Bundesregierung ausreichen werden, in Deutschland eine echte Pflegewende zu schaffen. Laut Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ist der Fachkräftemangel in der Pflege in Deutschland nun nahezu flächendeckend zu beklagen. 

In deutschen Krankenhäusern arbeiten immer mehr Ärzte, aber immer weniger Pflegekräfte


Altenheime brauchen im ganzen Lande mehr als vier Monate, um eine frei gewordene Stelle wieder mit einer Fachkraft zu besetzen. Immer öfter gelingt es gar nicht mehr, neue Fachkräfte einzustellen. In deutschen Krankenhäusern arbeiten immer mehr Ärzte, aber immer weniger Pflegekräfte. Zugleich verliert Deutschland weiterhin Pfleger an die Nachbarländer Schweiz, Österreich, Luxemburg, Niederlande sowie die skandinavischen Länder. Die Folge ist, dass sich die ursächlich problematischen Arbeitsbedingungen in der Pflege hierzulande wie in einem Teufelskreislauf weiter verschlechtern. „Im Ausland händeringend nach Fachkräften zu suchen, die hier in Deutschland arbeiten wollen, ist angesichts der hiesigen schwierigen Arbeitsbedingungen nicht nur paradox, sondern auch subtil diskriminierend“, sagte Weidner. Er hält es für unabdingbar, dass Deutschland seine Hausaufgaben zur Wettbewerbssteigerung der Pflege selbst erledigen und zukunftsträchtig und spürbar in die Pflege investieren müsse.

Als Kernprobleme der deutschen Pflegepolitik sieht Weidner, dass die Pflege nicht mehr in Zusammenhängen gesehen werde und man immer nach möglichst einfachen und preiswerten Lösungen suche. Probleme der Pflegeausbildung, der Arbeitsbedingungen in der Pflege oder der Versorgungsqualität würden jeweils für sich gesehen. Lösungsansätze griffen dann zu kurz, weil sie beispielsweise die fatalen Wechselwirkungen zwischen defizitären Rahmenbedingungen der Pflegearbeit, Fachkräftemangel und Pflegequalität nicht berücksichtigen würden. 

Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) ist ein gemeinnütziges und finanziell unabhängiges Institut mit Sitz in Köln. Es hat seit seiner Gründung im Jahr 2000 nahezu einhundert Projekte im Gesamtvolumen von über 9,0 Mio. Euro bearbeitet. Darunter sind so bekannte Projektlinien wie das Pflege-Thermometer. Heute sind 16 Mitarbeiter im Institut beschäftigt.

Internet: www.dip.de

Samstag, 18. Januar 2014

Immer mehr Pflegeheime sprechen Hausverbote gegen Angehörige aus


Danke fürs Foto an Andreas Preuß / pixelio.de

In jüngster Zeit nehmen Fälle von Hausverboten für Angehörige in Pflegeheimen offenbar zu

„Es melden sich auch mehr Ratsuchende, denen ein Hausverbot angedroht wurde“, sagt Ulrike Kempchen, Rechtsanwältin bei der BIVA, der Interessenvertretung der Heimbewohner, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. 

Die Pflege stecke in der Klemme, so ihre Einschätzung. Die Heime hätten den Eindruck, es werde von allen Seiten an ihnen gezerrt: Sie sollen gute Pflege leisten, aber nicht zu teuer sein. Es mangele an Personal, gleichzeitig werde die Pflege anspruchsvoller. 

Hausverbote sind das Recht der Heimleitungen


In dieser Lage würden Angehörige leicht als Störfaktor empfunden. Hausverbote seien leider das Recht der Heimleitungen. Kempchen kann nur an die Heime appellieren: 
„Sie müssen Kritik aushalten können und sich Zeit für Gespräche mit den Angehörigen nehmen. Der Hauptleidtragende eines Hausverbots ist der Bewohner.“ 

Dieser Beitrag ist erschienen im Apothekenmagazin Senioren Ratgeber ( www.senioren-ratgeber.de ).

Das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“ 1/2014 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

Dienstag, 7. Januar 2014

Widerspruch lohnt sich

Krankenkassen übernehmen Kosten für Hilfsmittel nach dem Einspruch häufig doch

Danke fürs Foto an  Kurt F. Domnik  -  pixelio.de

Ob Hörgerät oder Rehe-Maßnahme: Jedes Jahr werden Hunderttausende von Anträgen auf Kostenübernahme von Krankenkassen abgelehnt. 

Das nähmen viel zu viele Patienten resigniert hin, sagt der Arzt und Jurist Dr. Albrecht Stein aus München im Patientenmagazin „HausArzt“. Wer die Ablehnung als unberechtigt empfinde, solle innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen. „Das bringt die Krankenkasse in Zugzwang, noch einmal zu prüfen, sodass sie eine Ablehnung ordentlich begründen muss“, so der Experte. 

Die Erfahrung zeige, dass Anträge im zweiten Anlauf oft genehmigt würden


Der Patient müsse seinen Widerspruch allerdings auch gründlich belegen, z. B. mit einschlägigen Arztberichten oder Attesten. „Es kostet den Patienten nichts“, betont Stein. Die Erfahrung zeige, dass Anträge im zweiten Anlauf oft genehmigt würden.       


Dieser Artikel ist erschienen im Patienten-Magazin "HausArzt".


Das Patienten-Magazin „HausArzt“ gibt der Deutsche Hausärzteverband in Kooperation mit dem Wort & Bild Verlag heraus. 

Freitag, 3. Januar 2014

Pflege und Selbstbestimmung


Gegen den eigenen Willen darf niemand unter Betreuung gestellt werden

Danke fürs Foto an: Tim Reckmann / pixelio.de


Mal etwas vergessen, ein paar Dinge verwechselt – schon wird man von geldgierigen Angehörigen entmündigt. 

Solche Horrorvisionen muss in Deutschland niemand fürchten. „Gegen den eigenen Willen darf niemand unter Betreuung gestellt werden“, betont der Hamburger Rechtsanwalt Ronald Richter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Sozialrecht im Deutschen Anwaltsverein, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. 

Zwar kann jedermann eine Betreuung für eine vermeintlich hilflose Person beantragen, aber die Entscheidung liegt bei einem Richter, der persönlich mit dem Betreffenden gesprochen haben muss. 

Ab Juni 2014 muss zusätzlich ein Mitarbeiter der Betreuungsbehörde mit dem Betroffenen sprechen. Erst dann kann ein Betreuer eingesetzt werden. Dessen Rechte sind zwar umfangreich, aber bei wichtigen Entscheidungen,  etwa bei Immobilienverkäufen, muss er das Gericht fragen. 

Jeder kann aber auch vorsorgen


Jeder kann aber auch vorsorgen: Mit einer „Vorsorgevollmacht“ legt man die Person fest, die im Ernstfall ohne Richter alles entscheiden darf. Mit einer „Betreuungsverfügung“ teilt man dem Gericht seine Wünsche mit. Vorteil: Das Gericht überwacht den Betreuer.



Quelle: Das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“ 121/2013

http://www.senioren-ratgeber.de/